Dortmund, 29.07.2016. „Wir treten für den Erhalt des Meisterbriefs als Zulassungsvoraussetzung im Handwerk ein und fordern die Wiedereinführung des Meisterbriefs in den Bau- und Ausbaugewerken, wie zum Beispiel im Fliesenlegerhandwerk.“ Walter Derwald, Präsident des Baugewerbeverbandes Westfalen in Dortmund, bezieht sich mit diesen Worten auf die Beschlüsse der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU (MIT), deren Bundesvorstand sich für die Wiedereinführung der Meisterpflicht ausgesprochen hat.

Im Jahr 2004 trat die Änderung der Handwerksordnung in Kraft. 53 von 90 Handwerksberufen können seitdem ohne jeden Qualifikationsnachweis ausgeübt werden. „Wir stellen seitdem einen Verlust der Arbeitsqualität, den Rückgang der Ausbildungsleistung und einen Anstieg der Scheinselbstständigkeit in den betroffenen Berufen fest“, erläutert Hermann Schulte-Hiltrop, Hauptgeschäftsführer des Baugewerbeverbandes Westfalen. Bei den Fliesenlegern beispielsweise stieg die Zahl der Betriebe von 12.000 im Jahr 2004 auf nun rund 72.000 Betriebe bundesweit an. Viele sogenannte Ein-Mann-Betriebe würden nur zum Schein ein Gewerbe anmelden, wirtschaftlich seien sie meist von nur einem Auftraggeber abhängig. „Für diese Scheinselbstständigen gelten weder der Tarif- noch der Mindestlohn, und es werden keine Sozialabgaben für sie bezahlt“ beschreibt er die Auswirkungen der Handwerksreform. Zudem seien viele Neugründungen nicht nachhaltig. Schulte-Hiltrop beruft sich dazu auf eine Studie des Instituts für Mittelstand und Handwerk der Uni Göttingen im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums. Danach sind 54,1 Prozent der Gründer in den meisterfreien Gewerken nach spätestens fünf Jahren nicht mehr am Markt. „Das geht zu Lasten der Verbraucher. Kommt es zu einem Schaden, bleiben die Bauherren auf den Kosten sitzen“, ist Schulte-Hiltrop überzeugt.

„Die Meisterpflicht schützt die Verbraucher, sichert eine gute Ausbildung des Nachwuchses und ist gelebte Mittelstandspolitik“, ist Verbandspräsident Derwald überzeugt. Er fordert eine Aufwertung der Meisterqualifikation und eine bessere Unterstützung der Meisterschüler. „Wir brauchen mehr Handwerksmeister, damit die Fachkenntnisse und Fertigkeiten im Handwerk nicht verloren gehen“, beschließt Walter Derwald seinen Appell für die Meisterpflicht.

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Bildtitel: Präsident Walter Derwald (links) mit Hauptgeschäftsführer Hermann Schulte-Hiltrop der Bauverbände NRW e.V.

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