Anlässlich der gemeinsamen Pressekonferenz der Agentur für Arbeit Dortmund und der Bauverbände NRW e.V. am 30.06.2015 im Baugewerbehaus in Dortmund stellte Astrid Neese, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Dortmund, die Ausbildungsmarktzahlen für Dortmund vor. „Dortmund ist ein Spätstartermarkt. Die Entscheidungen fallen oft erst kurz vor Ausbildungsbeginn. Es bieten sich also noch viele Chancen – sowohl für Jugendliche, die noch einen Ausbildungsplatz suchen als auch für Arbeitgeber auf Nachwuchssuche“, sagte die Arbeitsagentur-Chefin. Im Juni sind dem Arbeitgeber-Service noch 105 neue Ausbildungsstellen gemeldet worden. Damit liegt die Zahl der gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen aktuell bei 3.108. Auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind noch 1.560 Jugendliche. Gleichzeitig sind 1.397 Ausbildungsstellen bislang noch unbesetzt.

Astrid Neese appellierte an die Ausbildungsbetriebe, ihr Augenmerk nicht nur auf die schulischen Leistungen der Bewerber zu richten: „Allein der Blick auf die Schulnoten versperrt oft den Zugang zu einem großen Pool talentierter Nachwuchskräfte. Es gibt zahlreiche junge Menschen, die schulmüde sind, aber durch praktische Arbeit neue Motivation finden und in einem Betrieb aufblühen.

„Praktische Intelligenz kann gar nicht hoch genug bewertet werden“, betonte auch Walter Derwald, Präsident des Baugewerbeverbandes Westfalen. Das regionale Bauhandwerk ist zufrieden mit dem Ausbildungsmarkt. „Der Fachkräftebedarf wird durch die Ausbildungsleistung unserer ortsansässigen Meisterbetriebe abgesichert“, stellt Walter Derwald fest. Gegen den vielbeklagten Fachkräftemangel gebe es in Dortmund eine steigende Tendenz bei den neu abgeschlossenen Lehrverträgen. So wurden im letzten Ausbildungsjahr am Lehrbauhof der Dortmunder Bau-Innung noch 59 Lehrlinge ausgebildet. Im laufenden Lehrjahr sind es 74 Auszubildende, also gut ein Viertel mehr als im Vorjahr. Als Grund für die außergewöhnliche Steigerung nennt Walter Derwald die gute Baukonjunktur des letzten Jahres. Nicht zuletzt aufgrund des Reparaturstaus im Straßenbau und neue öffentliche Investitionen in diesem Segment würden Baubetriebe zunehmend Straßenbauerlehrlinge ausbilden. „Bauinvestitionen schaffen Arbeit und Ausbildungsplätze“ sieht Bauunternehmer Derwald das Bild des Baugewerbes bestätigt, das sich selbst als Beschäftigungsmotor versteht.

Der Bau wirbt mit vielfältigen Ausbildungsinitiativen um junge Menschen. Das Dachdeckerhandwerk in Westfalen geht zum Beispiel mit „Jump-In-Your-Job“ an die weiterführenden Schulen. Dort begeistern die Dachdecker Schüler für den Berufseinstieg, aber man will die Azubis auch bei der Stange halten. „Ausbildungsabbrüche sind ein Thema um das wir uns verstärkt kümmern wollen“ gibt Manfred Struwe, Vorsitzender des Innungsverbandes des Dachdeckerhandwerks Westfalen, zu bedenken. Um vorzubeugen, dass Azubis vor der Gesellenprüfung das Handtuch werfen, haben die Dachdecker in Westfalen ein gemeinsames Programm mit der Arbeitsagentur Dortmund gestartet. Sie wollen gefährdete, schlecht motivierte Auszubildende in schweren Situationen früh ausmachen, sie fördern, anspornen und zum Lernerfolg führen. Dazu berät der Verband auch Ausbilder und Betriebe. „Fachliche Unterstützung aber auch soziale Arbeit gehen Hand in Hand“, beschreibt Struwe das Projekt mit der Bundesagentur. Erste Erfolge erwartet man schon im neuen Ausbildungsjahr. 25 Azubis zählte das Dortmunder Dachdeckerhandwerk im letzten Jahr, 15 neue Lehrverträge wurden in diesem Jahr abgeschlossen. „Bis zum Ausbildungsbeginn werden wir die Vorjahreszahl erreichen“, ist Manfred Struwe zuversichtlich.

Die Konkurrenz um die besten Azubis ist stark, auch im Handwerk selbst. Die Stuckateure beispielsweise teilen sich einen guten Teil des Marktes mit den Malern- und Lackierern. „Die Konkurrenz am Markt bedeutet auch Wettbewerb auf dem Ausbildungsmarkt“, berichtet Stuckateurmeister Karl Weber, Vorsitzender des Verbandes Stuck-, Putz- Trockenbau Westfalen e.V. Mit Anreizen wie einer besseren tariflichen Ausbildungsvergütung hoffen die Stuckateure, gute Schulabgänger für sich zu gewinnen. Öffentlichkeitswirksam nehmen die Stuckateure in diesem August an der Berufsweltmeisterschaft in Brasilien teil. Sie hoffen, mit einem frischgekürten Weltmeister auf ihren Beruf aufmerksam zu machen. Das vorbereitende Training fand mit Unterstützung aus Westfalen in Arnsberg statt. „Mit der Teilnahme an der Berufsweltmeisterschaft wollen wir in Zeiten der Fußball-WM zeigen, dass Deutschland nicht nur am Ball erste Klasse ist“, zeigte sich Hermann Schulte-Hiltrop, Hauptgeschäftsführer der Bauverbände NRW e.V., siegesbewusst.

dortmunder bauhandwerk

Vor dem Aktionsmobil „JUMP-IN-YOUR-JOB“, v.l.n.r.:
Manfred Struwe (Vorsitzender des Innungsverbandes des Dachdeckerhandwerks Westfalen), Astrid Neese (Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Dortmund), Hermann Schulte-Hiltrop (Hauptgeschäftsführer der Bauverbände NRW e.V.), Walter Derwald (Präsident des Baugewerbeverbandes Westfalen), Fritz-Marius Sybrecht (Geschäftsführer des Innungsverbandes des Dachdeckerhandwerks Westfalen), Dieter Gieselmann (Geschäftsführer des Stuck-, Putz- Trockenbau Westfalen e.V.) sowie Karl Weber (Vorsitzender des Stuck-, Putz- und Trockenbau Westfalen e.V.)

Dortmund, 30. Juni 2015, AS./Ko.

Die Verbändegemeinschaft der Bauverbände NRW e.V. aus dem  Baugewerbeverband, dem Innungsverband des Dachdeckerhandwerks und dem Verband Stuck-, Putz-, Trockenbau Westfalen vertreten rund 4.000  Bauunternehmen zwischen Ruhr und Weser. Die Bauverbände NRW e.V. sind der mitgliederstärkste Arbeitgeberverband im Ruhrgebiet und in Westfalen.