Die BAUVERBÄNDE.NRW unterstützen äthiopische Verbände der Bauwirtschaft dabei, nachhaltig und aktiv zur Fachkräfteentwicklung im Land beizutragen.

Im Rahmen des Marshallplans mit Afrika und der G20 Investitionspartnerschaft Compact with Africa hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) im Jahr 2019 die Sonderinitiative Ausbildung und Beschäftigung gestartet, die seit Anfang 2023 Sonderinitiative „Gute Beschäftigung für sozial gerechten Wandel“ heißt.
Ziel der Sonderinitiative ist es, die Bedingungen für Privatinvestitionen zu stärken sowie mehr und bessere Beschäftigungsmöglichkeiten für die schnell wachsende, junge Bevölkerung in Afrika zu schaffen.
Das BMZ hat die deutschen Kammern und Verbände eingeladen, sich in der Sonderinitiative zu engagieren und Projekte vorzuschlagen, die zur Erreichung der Ziele der Sonderinitiative beitragen können.
Nachhaltig und aktiv Fachkräfte entwickeln
Die BAUVERBÄNDE.NRW haben genau das gemacht und 2020 den Zuschlag für ein Projekt erhalten, durch das fünf regionale äthiopische Bauverbände befähigt werden sollen, nachhaltig und aktiv zur Fachkräfteentwicklung im Land beizutragen.
Der äthiopische Bausektor wird durch Weiterbildung gewerblicher Bauarbeiter und Qualifizierung der lokalen Bauunternehmen in seiner Wettbewerbsfähigkeit gestärkt, sodass die Nachfrage nach Arbeitskräften im Sektor steigt.
Gelingt es den Verbänden, Bauunternehmen und ihre Fachkräfte so zu schulen, dass Ihr Angebot und ihre Qualität mit ausländischen Unternehmen konkurrieren können, verstetigt und steigert dies die Zahl neuer Bauaufträge sowie weiterer Arbeitsplätze.
Konzentration auf drei Kernbereiche
Das Projekt konzentriert sich dabei auf drei Kernbereiche: Die Schulung und Weiterbildung von Facharbeitern und Hochschulabsolventen zur Unternehmensgründung im Bausektor, die Qualifizierung gewerblicher Mitarbeiter durch zusätzliche Weiterbildungsangebote und die nachhaltige Stärkung der Kapazitäten der regionalen Bauverbände durch prozessbegleitende Beratung in den Bereichen von Aufbau- und Ablauforganisation.
In Zusammenarbeit mit den Partnerverbänden wurden bereits mehrere Schulungen in den verschiedenen Regionen durchgeführt, die über 400 junge Äthiopier erreichten.

Start-Up Workshops

In Zusammenarbeit mit internationalen und lokalen äthiopischen Experten wurde im Rahmen des Projektes ein Workshop zum Thema „Unternehmensgründung im äthiopischen Bausektor“ entwickelt.
Zielgruppe dieser Schulung sind Absolventen sowie Studierende an Hochschulen und TVET-Colleges sowie Fachkräfte äthiopischer Bauunternehmen, die den Weg in die Selbstständigkeit wagen möchten.
Zudem werden auch explizit Schulungen für Studentinnen und weibliche Fachkräfte angeboten, um insbesondere Unternehmensgründungen von Frauen zu fördern.
Die Schulungsinhalte konzentrieren sich auf die Entwicklung von Geschäftsideen, Geschäftsplänen und Marketingstrategien. Auch werden Finanzierungsprogramme und Fördermöglichkeiten für Start-Ups in Äthiopien thematisiert.
Schulungen für Ausbilder und Fachkräfte
Im Rahmen des Projektes sollen Bauunternehmen und ihre Fachkräfte geschult werden, um die Qualität der angebotenen Leistungen zu stärken und die Konkurrenzfähigkeit zu erhöhen.
Bevor die Schulungen für Ausbilder und Fachkräfte der Bauwirtschaft konzipiert wurden, führten die Verbände gemeinsam eine sogenannte „Skills Gap Analyse“ durch.
Durch die Befragung von Bauunternehmern konnten konkrete, lokale Qualifikationsbedarfe der gewerblichen Mitarbeiter ermittelt werden. Auf den Ergebnissen aufbauend können nun verschiedene Schulungen zu den spezifischen Bedarfen in den jeweiligen Berufsfeldern durch Experten aus dem Handwerk konzipiert und durchgeführt werden.
So reiste Mauermeister Tim Petersen im November 2022 in die Hauptstadt Addis Abeba, um dort insgesamt 26 Ausbilder von verschiedenen Ausbildungszentren im „Herstellen von Mauerwerksbögen für Tür- und Fensteröffnungen“ zu schulen.
Im Dezember 2022 folgte eine Ausbilderschulung durch Elektroinstallationsmeister Siegfried Kochendörfer, die insbesondere Schutzmaßnahmen im Bereich der Elektroinstallation in den Fokus nahm.
Derzeit geben die Ausbilder das neu erlernte Wissen weiter und führen in Zusammenarbeit mit den regionalen äthiopischen Bauverbänden die Schulungen für die Fachkräfte der Mitgliedsunternehmen in den verschiedenen Regionen anbieten.
Kapazitätsaufbau der Partnerverbände
Ein entscheidendes Ziel des PartnerAfrika Projektes ist es, die Kapazitäten der regionalen Bauverbände durch prozessbegleitende Beratung zu stärken.
So führen insbesondere Mitarbeitende der BAUVERBÄNDE.NRW verschiedene Workshops mit den Verbandsvertretern durch und unterstützen sie dabei, neue Dienstleistungen und Angebote für die jeweiligen Mitgliedsunternehmen zu entwickeln.
Mit Hilfe deutscher und lokaler Experten konnten so schon Seminare zu den Themen „Vergaberecht“ sowie „Führung von Kleinstunternehmen“ entwickelt werden. Diese werden nun von den Verbänden in regelmäßigen Abständen für die Mitglieder angeboten, was diese dankend annehmen und stark nachfragen.
Darüber hinaus stärkten die Verbände ihre Sichtbarkeit und Selbstvermarktung und damit auch die Kommunikation mit ihren Mitgliedern signifikant.
Ein Newsletter-Service wurde eingerichtet und auch die sozialen Medien werden aktiv bespielt. All das erhöht die Informationsleistung ungemein.
Auch werden die Verbände in der „Politischen Kommunikation“ geschult, um die Interessen der lokalen Bauwirtschaft besser vertreten zu können.
Regelmäßig finden nun „Public-Private Dialoges“ statt, durch den die regionalen Bauunternehmen eine Stimme erhalten und die Entscheidungsträger auf ihre Belange aufmerksam machen können.
Das Partnerschaftsprojekt wird im Rahmen der Sonderinitiative „Gute Beschäftigung für sozial gerechten Wandel“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) über sequa gGmbH gefördert.