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Sabine Poschmann (2.v.l.) war zu Gast bei den BAUVERBÄNDEN.NRW

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BAUVERBÄNDE.NRW fordern Umsetzung politischer Bauvorhaben ein

Die BAUVERBÄNDE.NRW drängen im Gespräch mit Staatssekretärin Sabine Poschmann auf Tempo und Praxistauglichkeit.

Bei einem konstruktiven Austausch in Dortmund mit der Parlamentarischen Staatssekretärin Sabine Poschmann im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen haben die BAUVERBÄNDE.NRW zentrale Themen der Bauwirtschaft adressiert. Präsident Rüdiger Otto, Vizepräsident Karlgünter Eggersmann und Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Baumann betonten, dass viele politische Vorhaben in die richtige Richtung weisen, ihre Wirkung jedoch erst auf den Baustellen spürbar werden müsse.

Vergabebeschleunigungsgesetz: Mittelstand nicht abhängen

Ein Schwerpunkt war das geplante Vergabebeschleunigungsgesetz. Die Bauverbände warnten davor, den Losgrundsatz weiter aufzuweichen. „98,8 Prozent unserer Bauunternehmen haben weniger als 100 Beschäftigte“, erklärte Präsident Rüdiger Otto. „Wenn der Losgrundsatz fällt, verlieren die mittelständischen Betriebe den Zugang zu öffentlichen Aufträgen – mit gravierenden Folgen für regionale Wertschöpfung und Arbeitsplätze.“ Staatssekretärin Poschmann sicherte zu, dass sie den mittelstandsfreundlichen Regierungsentwurf unterstütze und an einem fairen Wettbewerbsrahmen festhalten wolle.

EH55-Förderung: Gut gemeint, aber zu wenig Wirkung

Positiv bewerteten die Bauverbände die Wiederaufnahme der EH55-Förderung, mahnten jedoch an, dass der finanzielle Umfang nicht ausreiche. „Mit 800 Millionen Euro lassen sich rund 8.000 Gebäude fördern – das reicht bei weitem nicht“, betonte Dr. Bernhard Baumann. „Wir brauchen eine auskömmliche, verlässliche und mehrjährige Förderkulisse, um nachhaltige Investitionen anzustoßen.“ Auch die KfW-Programme müssten stärker entbürokratisiert und marktorientiert ausgestaltet werden, um Investoren Planungssicherheit zu bieten.

Gebäudetyp E: Innovation braucht Geschwindigkeit

Großes Potenzial sehen die Bauverbände im geplanten Gebäudetyp E, der standardisierte, kosteneffiziente und schnelle Bauweisen ermöglichen soll. „Der Gebäudetyp E ist längst überfällig und technisch praxistauglich – aber die Umsetzung zieht sich zu lange hin“, kritisierte Vizepräsident Karlgünter Eggersmann. „Jede Verzögerung kostet Zeit und verteuert den dringend benötigten Wohnungsbau.“ Poschmann versprach, die Verfahren zu beschleunigen und Hemmnisse in den Genehmigungsprozessen abzubauen.

Bau-Turbo und kommunale Realität

Auch der sogenannte Bau-Turbo wurde kritisch beleuchtet. Zwar seien die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen, doch in vielen Kommunen fehle es an Personal und finanziellen Ressourcen, um Anträge zügig zu bearbeiten. „Schnellere Verfahren helfen nur, wenn die Behörden auch arbeitsfähig sind“, stellte Dr. Baumann klar. „Ohne besser ausgestattete Bauämter wird der Bau-Turbo nicht zünden.“ Die Staatssekretärin räumte ein, dass die kommunale Verwaltung der Schlüssel zu einer erfolgreichen Umsetzung sei.

Fazit: Reformideen müssen auf den Baustellen ankommen

Am Ende des Gesprächs herrschte Einigkeit, dass Politik und Baupraxis enger zusammenarbeiten müssen. Rüdiger Otto betonte: „Wir sehen viele gute Ansätze. Jetzt kommt es darauf an, sie in der Baupraxis wirksam zu machen.“ Sabine Poschmann sicherte den Bauverbänden einen regelmäßigen Austausch zu, um die Reformprozesse konstruktiv zu begleiten.

Dr. Baumann fasste abschließend zusammen: „Wir bleiben im Dialog mit der Politik, damit aus Ideen echte Fortschritte für Menschen, Kommunen und Betriebe entstehen. Nur wenn Planung, Förderung und Umsetzung ineinandergreifen, können wir die Wohnungsbauziele erreichen.“ Die BAUVERBÄNDE.NRW kündigten an, ihre Expertise weiterhin aktiv in die Beratungen auf Bundes- und Landesebene einzubringen.