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Die Bauverbände NRW fordern ein Umdenken bei der Landesregierung.

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RC-Baustoffe im Preisvorteil: Gleichstellung statt Sand- und Kiesabgabe

Die Bauverbände NRW fordern einen Kurswechsel der Landesregierung beim Umgang mit Sand und Kies.

Seit gut drei Jahren beschäftigen die Sand- und Kiespläne der Landesregierung die heimische Bauwirtschaft: Eine Rohstoffabgabe soll das Primärmaterial verteuern und eine Degressionspolitik, die Abbauflächen perspektivisch begrenzen.

So soll die Nachfrage nach RC-Baustoffen gesteigert werden. Dieser Einschätzung teilt die heimische Bauwirtschaft hier so nicht. Sie sieht in den Plänen eine einseitige Verteuerung und einen hausgemachten Wettbewerbsnachteil. Durch breiten Protest der Verbände ist es gelungen, die Umsetzung nach hinten zu schieben.

RC-Material vielfach günstiger

In den heftig geführten Diskussionen haben Bauunternehmer immer wieder das Argument vorgebracht, RC-Material sei oftmals ohnehin schon günstiger und daher bringe eine weitere Verteuerung des Primärrohstoffs nichts. Das Argument, so schlüssig es uns schien, konnte durch offizielle Statistiken leider nie belegt werden.

Daher haben wir uns als BAUVERBÄNDE NRW entschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen und unsere Mitglieder gebeten, Zahlen für einen Vergleich zu übermitteln. Konkret lautete die Bitte: Preisabfragen für 25 Tonnen RC-1-Material (0/45, güteüberwacht) sowie für 25 Tonnen vergleichbares Primärmaterial, sprich Natursteinschotter (bspw. Basalt, Kalkstein oder Grauwacke) zzgl. Transportkosten vorzunehmen.

Teilgenommen haben 21 Betriebe aus dem Bereich Straßen- und Tiefbau sowie dem Garten- und Landschaftsbau aus ganz Nordrhein-Westfalen. Das Ergebnis war eindeutig. Der Medianpreis für RC-Material lag bei 8,50 €/t, während Primärmaterial im Vergleich 22,00 €/t kostete. Im Mittel ergibt sich ein Preisverhältnis von lediglich 38 % zugunsten des RC-Materials.

Selbstverständlich ist uns klar, dass es sich hier nur um eine Momentaufnahme des Sommers 2025 handelt und Preise für RC-Material je nach Verfügbarkeit Schwankungen unterliegen. Allerdings ist ein Preisgefälle von über 60% derart auffällig, dass auch bei größeren Schwankungen der Preisvorteil für RC-Material erhalten bleiben dürfte.

Verteuerung von Sand und Kies erhöht Baukosten

„Damit ist doch klar: Eine zusätzliche Verteuerung von Sand und Kies über Abgaben würde keine Lenkungswirkung entfalten, sondern lediglich die Kosten auf Auftraggeber und Steuerzahler verlagern“, betont Dr. Bernhard Baumann, Hauptgeschäftsführer der Bauverbände NRW und umreißt damit auf das grundsätzliche Problem der Sand- und Kiesdebatte.

Zudem weiß Joachim Selzer, Vorsitzender des Straßen- und Tiefbauverbandes Nordrhein-Westfalen, aus der Praxis zu berichten: „Natürlich ist RC-Material heute schon wirtschaftlicher – es wird aber zu selten eingesetzt, weil öffentliche Auftraggeber fälschlich Sicherheitsbedenken haben oder die Anwendungsszenarien der Ersatzbaustoffverordnung nicht kennen.“

Unsicherheit forciert den Einsatz von Primärbaustoffen

Die Ersatzbaustoffverordnung definiert für jedes Einbauszenario klare Anforderungen an Umweltverträglichkeit, Schadstoffgrenzen und bautechnische Eignung. RC-Baustoffe können daher im Rahmen dieser Einbautabellen bedenkenlos verwendet werden. Dennoch greifen viele Vergabestellen aus Unsicherheit weiter auf Primärbaustoffe zurück – entgegen dem erklärten Ziel, Primärrohstoffe zu schonen und Kreislaufwirtschaft zu fördern.

Statt neue Abgaben zu schaffen, muss die Landesregierung jetzt endlich die rechtliche Gleichstellung von RC-Material mit Primärbaustoffen vorantreiben. Dazu gehört eine verlässliche Abfallende-Regelung und die Überführung in den Produktstatus für güteüberwachte Recyclingbaustoffe. Nur so könne das öffentliche Beschaffungswesen die vorhandenen Potenziale nutzen – für mehr Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Wirtschaftlichkeit im Straßen- und Tiefbau.