Wie sich das Bauen und der Alltag auf der Baustelle in den kommenden Jahren verändern wird, das bekamen die Teilnehmer des ersten Zukunftstages "Digitales Bauen und Planen" jetzt im BAUFORUM.NRW in Holzwickede eindrucksvoll vor Augen geführt.
Unter Federführung der BAUVERBÄNDE.NRW zeigten die Dozenten in diversen Impulsvorträgen innovative Lösungswege auf, die das Arbeiten auf dem Bau künftig bestimmen werden. Digitalisierung, Verfahrensoptimierung und auch Technisierung spielen hier die Hauptrolle. Zudem tun notwendige Dinge wie Klimaschutz und Energiewende ihr Übriges dazu, ein Umdenken zu forcieren.
Denn wie sehr die Bauwirtschaft hier involviert ist, machte Michael Scharpf eindrucksvoll klar. "Wenn man ein Land wiegen würde und schauen würde, was am schwersten daran ist, dann ist das der Baubereich", stellte der Leiter des Bereichs "Nachhaltiges Bauen" bei Holcim Deutschland eine kühne These auf. "90 Prozent des Gewichtes eines Landes machen Gebäude, Infrastruktur und Co. aus." Ein ganz schön großer Batzen, den es da zu bewältigen gilt. Hier werde mächtig viel CO2 ausgestoßen und genau das müsse vermieden werden. Auf neuen Wegen.
"Aber keine Angst. Es ist alles schon da", machte Scharpf Mut. "Die Technik, die Maschinen, die Normen." Man müsse es nur endlich umsetzen. Gemeint ist eine funktionierende Kreislaufwirtschaft, wo vorhandene Baustoffe wiederverwendet werden. Und nicht nutzlos auf der Deponie enden.
Und es müssen effizientere Baustoffe her. Holcim selbst ist hier als Vorreiter auf einem guten Weg und produziert Zement, der bis zu 70 Prozent CO2 einspart. "Aber es sind immer noch 30 Prozent da und daran müssen wir arbeiten", weiß auch Bauingenieur Scharpf, dass es noch viel zu tun gibt. "Und zwar für uns alle."
Apropos gemeinsam. Wie man sich viel Zeit, Geduld und überflüssige Arbeiten einsparen kann, das verdeutlichte Sven Bösing von der Fieldwire GmbH. Das Unternehmen der Hilti AG Deutschland stellt eine cloudbasierte Bauprojektmanagement-Software zur Verfügung, die die Kommunikation zwischen Baustelle und Büro im gesamten Bauprojekt steuert. "Planen, Organisieren, Dokumentieren", alles aus einer Hand, verspricht die Softwarelösung. Von der Baustellenorganisation über die Materialbestellung bis hin zum Stundenzettel.
Und das klappt auch in der Praxis?
"Sehr gut", lobt ein Teilnehmer der Veranstaltung die Art der Software. "Wir nutzen zwar ein anderes System, aber fahren seit Jahren sehr effektiv damit. Viele Dinge, die wir sonst doppelt, falsch oder aber unnötigerweise gemacht haben, sind weg." Natürlich koste die Einführung und Nutzung einer solchen Lösung Geld, "aber wir sparen dadurch auch Zeit, Ressourcen und jede Menge Nerven ein."
Effektive Lösungen in Sachen Vermessung, Planung und Dokumentation lieferte Edina Uzanovic vom BuildingPoint Nord und sorgte zudem für den tierischen Touch der Veranstaltung. Mit ihrer Live-Vorführung des Roboter-Hundes zog sie alle Blicke auf sich.
Der Hund wird immer dann zum Planen, Vermessen und Dokumentieren eingesetzt, "wenn man keinen Menschen schicken möchte, oder kann." Unebenheiten, Stolperfallen und auch unwegsame Gelände sind für den Roboter kein Problem. Selbst Steigungen und Gefälle bewältigt er ohne große Mühe. Die Treppenhäuser im BAUFORUM.NRW waren da nur ein leichtes Trainingsprogramm für den 30 Kilo schweren Koloss.
Aber nicht nur Roboterhunde vereinfachen zukünftig die Arbeit auf der Baustelle. Auch mit VR-Brillen lassen sich viele Dinge vereinfachen und digital abarbeiten. Man sieht sofort den aktuellen Stand der Dinge. Im Büro und auf der Baustelle. Wenn man es denn will.
Hier liegt aktuell noch das größte Problem. "Das alles ist Neuland und es gibt eine große Hemmschwelle", weiß Uzanovic. "Viele trauen sich nicht ran und haben Angst, nicht mit den Geräten umgehen zu können." Das sei aber völlig unnötig. "Wir vom BuildingPoint bieten komplette Unterstützung. Wir kommen auf die Baustellen und bieten unsere Geräte zum Testen an. Und wir sind dabei zum Unterstützen", machte die Gebietsleiterin Nord ein unverbindliches Testangebot. "Auch vor hohen Kosten muss niemand Angst haben." Denn: die Geräte kann man mieten.
Bei so viel Zukunft durfte aber auch die Gegenwart nicht auf der Strecke bleiben. Hierfür war Dr. Jörg Engel von der Remmers GmbH in Löningen zuständig. In seinem Impulsvortrag ging er auf die vielen Fallstricke bei der Abdichtung und Innendämmung ein. "Das sollte keiner auf die leichte Schulter nehmen. Es ist nicht einfach, alles dicht zu bekommen", so der Referent. "Das Schlimmste dabei. Die Fehler sind von außen nicht sichtbar. Das Schlimmste passiert unsichtbar."
Um "Sichtbarkeit" ging es auch bei der Vorstellung von "Solid UNIT". Das Netzwerk für den innovativen Massivbau ist eine Initiative, die Partner aus den Bereichen Bauplanung, Bauwirtschaft, Baustoffindustrie sowie Forschung und Lehre zusammenbringt. "Es zielt darauf ab, Innovationen in Forschung und Entwicklung durch engere Vernetzung der Partner voranzutreiben und den Einsatz neuer Technologien und Baustoffe auf Baustellen zu beschleunigen", verdeutlicht Geschäftsführer Thomas Zawalski.
Solid UNIT setzt sich für den Einsatz von CO2-reduzierten Baustoffen und Fertigungstechniken ein und betont die Bedeutung regional verfügbarer mineralischer Baustoffe und kurzer Transportwege. Darüber hinaus werden auch das "Nachhaltige Ressourcenmanagement" und der Wissenstransfer als Innovationsmotoren für klimaneutrales Bauen propagiert.
Jede Menge Ideen und Perspektiven nahmen die Besucher des ersten Zukunftstages am Ende mit nach Hause. Schon bei der zweiten Auflage im Jahr 2024 können hoffentlich viele von Ihnen den weiteren Teilnehmern über die gelungene Umsetzung berichten.
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