„Wir suchen LKW-Fahrer!“ So steht es kurz und knapp auf der Homepage der Thesing Tief- und Straßenbau GmbH in Bocholt zu lesen. Und das in Zeiten, wo die Bauwirtschaft an allen Ecken und Enden ums nackte Überleben kämpft.
Auch an Christian Thesing, dem Geschäftsführer des 1980 gegründeten Familienunternehmens, sind die Probleme nicht spurlos vorbeigegangen. Dennoch sucht er immer noch Leute, die für ihn die täglichen Aufgaben erledigen. Darunter eben auch LKW-Fahrer.
Und dass, obwohl schon in naher Zukunft ein weiterer Kostenschock droht. Am 1. Dezember 2023 wird die Maut für LKWs erhöht, teilweise steigen die Kosten schlagartig um 100 Prozent an.
Pünktlich zu Beginn der Vorweihnachtszeit werden CO2-Emissionsklassen als neues Tarifmerkmal eingeführt. Pro Tonne CO2 ist ein Aufschlag in Höhe von 200 € fällig.
Konkret bedeutet das, dass für alle Fahrzeuge mit einer technisch zulässigen Gesamtmasse über 7,5 Tonnen zusätzlich zur bestehenden Maut einen Mautteilsatz für den CO2-Ausstoß hinzugerechnet wird. „Das ist ein Faktor, den jetzt kaum einer auf dem Schirm hat in Berlin“, verdeutlicht Firmenchef Thesing. „Aber uns werden diese Zusatzausgaben eminent belasten.“
Und das ist lange nicht das einzige Ärgernis, was den Unternehmer zurzeit belastet. Im persönlichen Gespräch mit Nadine Heselhaus, der Bundestagsabgeordneten der SPD für den Wahlkreis 126 - Borken II, führt der Firmeninhaber auch die hohen bürokratischen Hürden und die ständig steigenden Anforderungen an.
„Nehmen wir einfach mal das Beispiel der Baustellenabsicherung. „Ich muss jede Kleinstbaustelle so absichern wie die Bank von England“, ärgert sich Thesing. „Hier ein Schild, da eine Absperrung und noch ein Gerüst.“ Das führe dazu, dass in arbeitsintensiven Zeiten keine Absperr-Materialien mehr zur Verfügung stehen.
„Manchmal kommen Wettbewerber auf uns zu. Die wollen sich Material von uns leihen, aber wir haben ebenfalls nichts“, schüttelt der Familienvater nur noch mit dem Kopf. Das Problem der Ämter und Verwaltungen kann er dabei genau benennen: „Die Entscheidungen werden von Tisch zu Tisch weitergereicht. Niemand möchte Verantwortung übernehmen.“
Auch nicht für die neue Ersatzbaustoffverordnung, die seit 1. August als Teil der Mantelverordnung in Kraft ist. „Seitdem muss auf jeder noch so kleinen Baustelle der Bodenaushub beprobt werden“, so Thesing. „Erst wenn feststeht, wie gut oder wie schlecht der Boden ist, kann ich ihn auf eine Deponie entsprechender Klassifizierung bringen.“
Neben dem Zeitfaktor spielt hier auch der Geldfaktor eine Rolle. „Die Beprobung kostet in etwa 1000 Euro“, verdeutlicht der Firmenboss. „Wenn dann herauskommt, dass der Boden unbelastet ist, kann ich ihn für 120 Euro entsorgen.“ Wo da der Sinn liege, fragt sich nicht nur der Fachmann. Die Kosten dafür hat natürlich der Bauherr zu tragen.
Aber nicht nur das. „Bis der Boden beprobt ist, verbleibt er natürlich auf dem Grundstück“, erklärt Renate Wisselink, die bei Thesing das Büro managt. „Das kann dann schon mal ein paar Tage und Wochen dauern. Die Bauherren sind entsprechend erfreut.“
Christian Thesing setzt dem ganzen aber noch eine weitere Krone auf. „Wenn nun auf jeder Baustelle die Erde so lange liegen bleiben muss, bis sie beprobt ist, dann führt das schon zum nächsten Chaos. Irgendwann liegen alle Baustellen voll mit Erde. Gearbeitet werden kann dann nicht mehr.“
Da helfen dann selbst die LKW-Fahrer nicht mehr weiter, die bei Thesing aktuell händeringend gesucht werden.
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