In aktuellen Pressegesprächen reden die Vertreter der BAUVERBÄNDE.NRW Klartext. Und stellen klare Forderungen in Richtung Bund und Land.
Steigende Zinsen, explodierende Baukosten und Förderprogramme, die komplett am Ziel vorbeischießen. „Bauen ist von der Politik aktuell nicht gewünscht“, bringt es Karlgünter Eggersmann, Präsident der BAUVERBÄNDE.NRW auf den Punkt. „Zudem kann es sich aktuell kaum jemand leisten. Das müssen wir schnellstmöglich wieder ändern.“
Ein Grund, warum die Kosten so immens gestiegen sind, sind die Erzeugerpreise. Noch im Jahr 2020 waren die Preise für Erdölprodukte, Stahl, Holz oder Kunststoffe einigermaßen stabil. Danach setzte ein konstanter Anstieg ein, der im Sommer 2022 seinen absoluten Höchststand erreichte. Mittlerweile fallen die Preise wieder ein wenig, liegen aber immer noch auf den einstigen Rekordwerten von 2021.
Noch düsterer sieht es bei den mineralischen Baustoffen aus, die in immer neuere Rekordhöhen schießen. Zudem plant die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen ab 2024 eine steuerliche Abgabe auf Sand und Kies einzuführen. „Dadurch wird der Zugang zu Sand und Kies weiter verknappen“, warnt Michael Friemuth, Vizepräsident des Baugewerbeverbandes Westfalen. „Somit wird das Material noch deutlich teurer werden.“
Ein weiterer Faktor, der den Preisanstieg befeuert, sind die ständig steigenden Zinsen. Die Zeiten, in denen Baudarlehen mit einem Prozent verzinst waren, sind vorbei. Mittlerweile pendeln sich die Bauzinsen zwischen drei und vier Prozent ein. Immer noch im Steigflug sind hingegen die Baulandpreise. Diese sind in den letzten zehn Jahren in NRW um knapp 50 Prozent gestiegen.
Um hier effektiv gegenzusteuern muss der Bund eine verlässliche Förderkulisse schaffen. Der Wegfall der KfW-Kredite und das monatelange Hickhack um die Heizung der Zukunft haben das Vertrauen in die Verlässlichkeit und Planbarkeit von staatlichen Förderprogrammen mächtig schrumpfen lassen.
„Hier muss die Bundesregierung verlorenes Vertrauen wieder gut machen, anstatt unentwegt über Fördertöpfe zu streiten“, fordert Hermann Schulte-Hiltrop, Hauptgeschäftsführer der BAUVERBÄNDE.NRW. Ebenso muss über die Herabsenkung der Förderstandards nachgedacht werden. Zuletzt wurden Förderprogramme mit dem KfW-40+-Standard aufgelegt, der das Bauen noch viel teurer macht und letztlich zu einem Zielkonflikt zwischen bezahlbaren Wohnraum und Umweltschutz führt.
Die hohen Baukosten haben mittlerweile auch direkte Auswirkungen auf die Bauwirtschaft. „Seit Juni 2022 beobachten wir vermehrt Auftragsrückgänge in diversen Bausparten, die sich ungebrochen im 1. Quartal 2023 fortgesetzt haben“, macht Präsident Eggersmann klar. Im Wohnungsbau ist der Trend sogar schon seit April festzustellen. Immer mehr Wohnungsunternehmen und Wohnungsbaugenossenschaften haben sich bereits aus dem Neubaugeschäft zurückgezogen. Die Zahl der erteilten Baugenehmigungen ist im ersten Quartal 2023 um satte 43 Prozent eingebrochen. Tendenz weiter fallend.
Immerhin konnten die Beschäftigungszahlen im Bauhauptgewerbe bis dato konstant gehalten werden. Seit 2016 wurde die Zahl an Auszubildenden auf über 7000 ausgebaut.
„Trotz aller Krisen ducken sich unsere Unternehmen nicht weg, sondern bauen sogar noch Personal auf. Im letzten Jahr hat das Baugewerbe die Anzahl seiner Beschäftigten um vier Prozent gesteigert“, betont Eggersmann. „Damit tragen unsere Unternehmen den wichtigen gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen Verantwortung. Denn nur ein stark aufgestelltes Baugewerbe kann den bestehenden Wohnraummangel beheben und die ambitionierten Klimaziele im Gebäudesektor auch praktisch umsetzen.“
Allerdings kann die Bauwirtschaft dieses Versprechen in die Zukunft nicht unbegrenzt aufrechterhalten. Erst recht nicht, wenn sich die Rahmenbedingen für das ganze Bauwesen konstant verschlechtern. Um genau diesen Trend zu stoppen, haben die BAUVERBÄNDE.NRW klare Forderungen an Bund und Land NRW formuliert.
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